Europäische Währungen im Höhenflug: Deutschland kündigt Investitionen, Verteidigungsausgaben und Änderungen der Schuldenbremse an
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Trumps scheinbare Demontage europäischer Sicherheitsstrukturen hat paradoxe Auswirkungen auf die Devisenmärkte. Er zwingt Europa und insbesondere Deutschland zu einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die durch Sondervermögen und zusätzliche Schulden finanziert werden sollen.
Diese Woche steht der US-Inflationsbericht für Februar im Fokus. Die Märkte rechnen nicht wirklich mit einer weiteren Annäherung an die Zielmarke der Fed, der Konsens geht von einer annualisierten Monatsrate von knapp 4% aus, sowohl für den Gesamtindex als auch für die Kernindizes. Es ist jedoch zu erwarten, dass die makroökonomischen Informationen wieder einmal durch das Chaos im Weißen Haus, den daraus resultierenden Schaden für die US-Wirtschaft und weitere Ankündigungen zu den Verteidigungsausgaben in den europäischen Ländern überschattet werden.

EUR
Mit dem in der vergangenen Woche angekündigten deutschen Konjunkturpaket wird die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben aufgehoben und ein 500 Milliarden schweres Investitionspaket zur Finanzierung von Infrastruktur auf den Weg gebracht. Dieser „whatever it takes“-Moment ließ den Euro in Richtung 1,10 steigen, die Märkte erwarten nicht mehr, dass die EZB die Zinsen unter 2 % senken wird. Wir weisen darauf hin, dass es nach wie vor potenzielle Negativfaktoren für den Euro gibt. Die Unsicherheit in Bezug auf Zölle und Abgaben hat sich eher verschlimmert und die deutliche Abschwächung des amerikanischen Engagements für die Verteidigung Europas kann nicht als langfristiger Vorteil gewertet werden.
USD
Der Lohnbericht für Februar beruhigte vorübergehend die Befürchtungen, dass das Chaos im Weißen Haus dem US-Wachstum schaden könnte. Der Bericht stabilisierte zwar den Dollar nach seinem dramatischen Einbruch in der vergangenen Woche, konnte aber keine Erholung einleiten, da US-Aktien weiterhin starke Verlust verzeichneten, was offensichtliches Misstrauensvotum gegenüber Trumps Politik wiedergspiegelt. Die Februar-Inflation dürfte in dieser Woche das wirtschaftliche Hauptthema sein, aber Nachrichten über Zölle, den Krieg in der Ukraine oder jedes andere zufällige Ereignis in Trumps Social-Media-Timeline könnten andere Themen in den Schatten stellen.
CHF
Die Erholung des Euro führte zu einem Anstieg des EUR/CHF-Wechselkurses auf 0,96, den höchsten Stand seit Juli. Trotz der starken Abwertung des Frankens gegenüber der Gemeinschaftswährung waren die Verluste nicht so dramatisch wie bei einigen seiner Konkurrenten, der Franken landete sogar im Mittelfeld der G10-Performance. Alle Nachrichten aus der Schweiz verblassen im Vergleich zu den von Trump verursachten Veränderungen in der globalen Sicherheitsarchitektur, im Hinblick auf die SNB-Sitzung nächste Woche sind die in der letzten Woche veröffentlichten Inflationsdaten dennoch erwähnenswert. Obwohl die Daten besser als erwartet ausfielen, sank die Gesamtinflation im Februar auf ein 4-Jahres-Tief von 0,3%, während sich die Kerninflation bei 0,9% stabilisierte. Eine allgemeine Zinswende in Europa bedeutete, dass die Märkte auch in der Schweiz weniger Spielraum für eine geldpolitische Lockerung sahen. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im März bleibt für die Märkte und für uns das Basisszenario.
GBP
Während das Pfund Sterling in der vergangenen Woche auch gegenüber dem Dollar zulegen konnte, blieb es gegenüber den anderen europäischen Währungen etwas zurück. Die Händler sind derzeit von der Aussicht auf fiskalische Anreize in Deutschland angetan, während sich Großbritannien angesichts der viel höheren Verschuldung in einem Prozess der Haushaltskonsolidierung befindet. Wir glauben jedoch, dass sich die Underperformance des Pfunds gegenüber dem Euro umkehren könnte. Die britische Wirtschaft ist von Trumps Zöllen relativ wenig betroffen, da das Land ein Handelsbilanzdefizit mit den USA aufweist. Zudem sind die Konjunktur- und Unternehmensnachrichten in letzter Zeit positiver geworden. Wir erwarten die monatlichen BIP-Zahlen am Freitag dieser Woche, die diesen Trend bestätigen werden.